Die DAX-Vola war bis zur Wahl täglich gesunken. Wir erleben eine hohe Spannung auf das erste Signal der Woche nach dem Ausgang heute. Was sagt die Charttechnik vorab?
Mit Vola raus und wieder rein: Die DAX-Range
Die vergangene Handelswoche hielt eine Menge Überraschungen und Gesprächsstoff bereit. Wir starteten nun geordnet mit 40 Werten im DAX in die neue Woche und hatten direkt zum Start mit starken Abgaben zu tun. Es waren keine reinen Auswirkungen vom Verfallstag aus der Vorwoche, sondern vielmehr die Unsicherheit um Evergrande in China. Dort könnte es (oder nahm man es zumindest stark am Montag an) zu einer Immobilienkrise mit weitreichenden Folgen für die involvierten Banken kommen.
In einer ersten Reaktion fiel der DAX direkt aus der großen Range, unterschritt somit die 15.300 und steuerte auf die runde Marke von 15.000 Punkten zu. Nur 19 Zähler davor stoppte das Momentum und setzte zu einer Gegenbewegung an. Die Angst vor einem Dominoeffekt bei Evergrande verblasste ab Dienstag und eine Gegenbewegung setzte ein. Sie nahm am Mittwoch deutlich an Momentum zu und konnte bis zum Abend die Kurslücke vom Wochenstart komplett schliessen.
Aus der Fed-Sitzung am Mittwochabend ließ sich erst einmal wenig ablesen. Das Event an sich ist dennoch eines der Highlights für Daytrader, da hier Volatilität zu finden ist. Wie ich dies handelte habe ich in diesem Video einmal zusammengeschnitten:
Ein weiterer Aufschlag am Donnerstag brachte den DAX dann zurück zur 15.700 und damit zu einem Bereich, den wir uns an verschiedenen Handelstagen vor dem Verfallstag intensiv gewidmet hatten. Dort wurde erst einmal das Reversal gestoppt. Der Freitag zeigte eine Konsolidierung an. Mit Blick auf die Bundestagswahl nicht ungewöhnlich, darauf kommen wir gleich noch einmal zurück.
In Summe konnte der DAX damit ein kleines Wochenplus zeigen und jeden Handelstag an Bandbreite der Bewegung ab dem Verfallstag wieder abnehmen:
Die große Range ist nach einem kurzen Ausbruchsversuch, ähnlich wie im Juli, nun wieder der Taktgeber:
Dabei wurden täglich neue Kurslücken im Chart eingezogen, von denen im Handelsverlauf auch wieder zwei direkt geschlossen werden konnten:
Auf der Oberseite ist zu Donnerstag eine weitere Kurslücke sichtbar, die im Chart hier nicht mit aufgenommen wurde. Geht dem DAX in diesem Bereich die „Puste“ aus?
Maßgeblich dürfte die Entscheidung am Abend über eine neue Regierungsbildung sein bzw. die Möglichkeit der Regierungsbildung, denn auch dies könnte uns noch länger beschäftigen.
Welche Schlüsse lassen sich aus dem bisherigen Chartbild für die neue Woche ziehen?
DAX-Tradingideen ab dem 27.09.2021
Auf die Wahl bezogen sollte folgendes Hintergrundwissen einfliessen. Die Zeit zwischen Wahl und Vereidigung eines/r neuen Bundeskanzlers / Bundeskanzlerin kann sich historisch über mehrere Wochen bis Monate hinziehen. Im Jahr 2017, also der letzten Bundestagswahl, waren es sogar 177 Tage. Damit geht auch die Regierungsbildung sowie der Start von Maßnahmen wie Fördergeldern, Subventionen und allgemeinen neuen Regularien einher.
An der Börse wird zwar die Wahl immer mit reflektiert, für die Wirtschaft beginnt jedoch die Planungssicherheit jedoch erst, wenn konkrete Maßnahmen aufgezeigt werden können.
Insofern könnte das Wahlergebnis erst einmal nicht der wichtigste politische Punkt sein, den wir an der Börse zu interpretieren haben und eine Reaktion darauf sehr kurzfristig ausfallen. Mittelfristig nimmt sogar die Vola nach der Wahl ab, wie diese Grafik u.a. auf Börse Online aufzeigt. Dennoch weist sie für Anleger überwiegend positive Ergebnisse in den drei Monaten nach der Wahl zum Vergleichszeitraum davor auf:
Ich halte mich daher weiter an die Charttechnik und habe weder eine kurzfristige Spekulation auf das Wahlergebnis im Markt, noch werde ich direkt in der Vorbörse am Montag aktiv werden – egal wie die Wahl ausgeht.
Übergeordnet steckt der DAX nach dem Reversal bis knapp zur 15.700 wieder in einer Konsolidierung fest und konnte den größeren Abwärtstrend ab dem Hoch vom Verfallstag noch nicht brechen. Dort sehe ich das nächste technisch Kaufsignal:
Mit dem Doppelboden auf der Unterseite sind wir erst einmal mittelfristig abgesichert und haben beim Blick auf diese Trendlinie im kurzfristigen Zeitrahmen konkrete Marken für den Wochenstart parat:
Mit Eroberung der 15.700 wäre der Weg technisch zu einem weiteren Gap um 15.800 frei. Doch auch dahin muss der Markt erst einmal laufen. Die kleine Kurslücke zu Donnerstag und damit auch die 15.700 sind aktuell weiter der Widerstand im Markt. Für eine Nach-Wahl-Ernüchterung orientiere ich mich an den Kurslücken der Unterseite, die jeweils Ziele im kleinen Zeitrahmen darstellen. Beides zusammen ist hier verankert:
Eine genaue Prognose kann, wie auch bei der Wahl, am Sonntagmorgen nur auf Basis der Freitagsdaten gestellt werden. Vorbereitung und Zieldefinition helfen jedoch, den Handel am Montag selbst bei politischen Überraschungen objektiv zu gestalten. Genau das ist mein Ziel.
Auf die spannende Ausgangssituation zum Wochenstart komme ich mit Blick auf die Vorbörse im Livestream am Montagmorgen 8.20 Uhr im Detail zu sprechen:
Meine Markterwartungen und tägliche Chartanalyse erhältst Du als E-Mail nach kurzer Anmeldung.
Welche Zeiten und Events sind in der kommenden Woche wichtig?
Wirtschaftsdaten ab dem 27.09.2021
In diesem Abschnitt habe ich die wichtigsten Termine der kommenden Woche zusammengefasst. Ausführlich gibt es diesen Blick für jeden Handelstag mit weiteren Details auf dem Twitch-Kanal FIT4FINANZEN.
Am Montag werden 14.30 Uhr die Auftragseingänge langlebiger Güter in den USA veröffentlicht.
Dienstag erhalten wir 8.00 Uhr das Gfk Verbrauchervertrauen aus Deutschland. Am Nachmittag 15.00 Uhr folgen der Immobilienpreisindex aus den USA sowie das Verbrauchervertrauen Conference Board um 16.00 Uhr.
Der Mittwoch steht im Zeichen der EU-Daten. Mit dem Geschäftsklimaindex, dem Industrievertrauen und dem Verbrauchervertrauen werden gleich drei wichtige Kennzahlen am Vormittag 11.00 Uhr übermittelt.
Die Arbeitslosenquote aus Deutschland steht am Donnerstag 9.55 Uhr und aus der EU um 11.00 Uhr an. Parallel werden die Verbraucherpreise der EU vermeldet und 14.00 Uhr dann der Verbraucherpreisindex aus Deutschland nachgereicht. 14.30 Uhr gilt der Blick wieder den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe und diesmal den persönlichen Konsumausgaben der Amerikanern sowie den Bruttoinlandsprodukt. Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex rundet den Zahlenreigen 15.45 Uhr ab.
Für den Freitag stehen 8.00 Uhr die Einzelhandelsumsätze aus Deutschland und dann 14.30 Uhr die Privatausgaben der Amerikaner neben den persönlichen Einkommen an. 16.00 Uhr folgen diverse ISM-Indizes für die USA, zum Beispiel für das verarbeitende Gewerbe, sowie das Uni Michigan Verbrauchervertrauen.
Alle genannten Eckpunkte sind mit hoher Wertigkeit im Kalender hinterlegt (es gibt natürlich noch Weitere jeden Tag) und hier tabellarisch mit den Prognosen der Analysten dargestellt:
Damit wünsche ich uns zum Start des Handels am Deutschen Aktienmarkt morgen viel Erfolg. Diese Analyse gibt es hier als Video:
Dein Andreas Bernstein
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